Rundweg

Kloster St. Scholastika

Klösterliches Leben

Klösterliche Lebensformen sind in der Gegend um Tübach spätestens seit dem 14. Jahrhundert anzutreffen. Die in einem dominanten Gebäude in der Waldegg wirkenden Kapuzinerinnen haben ihre Ursprünge in zwei einfachen Waldschwesternhäusern, in denen kleine Gemeinschaften leb­ten. Diese wurden 1616 vom Sanktgalier Abt Bernhard Müller vereinigt und in einem neuen Klostergebäude bei Rorschach angesiedelt. 1905 kehrte das Kloster in sein Ursprungsgebiet zurück: Die Gemeinschaft gab den Standort in Rorschach auf und liess sich in Tübach nieder.

Ungefähr zur gleichen Zeit fasste im Dorf eine andere Gemeinschaft Fuss: Die Missionsfranziskanerinnen, die aus dem Kapuzinerinnenkloster Maria Hilf in Altstätten hervorgegangen sind, haben sich der Mission in Südamerika verschrieben. 1907 gründeten sie in Tübach eine Missions­schule, in der künftige Ordensschwestern auf ihre Arbeit in Lateinamerika vorbereitet wurden.

Klosterleben in Tübach

Die klösterlichen Gemeinschaften im Einflussbereich der Abtei St.Gallen erlebten durch diese umfangreiche Förderung und Unterstützung. Dennoch blieb das Kloster immer auch auf die eigenen Möglichkeiten und Mittel angewiesen. Nach dem schnellen Untergang der Abtei St.Gal­len war die Selbsthilfe umso mehr angezeigt.

Als dem Bahnbau in Rorschach ertragreicher Klosterboden geopfert werden musste, war die Suche nach neuen Einkünften unumgänglich geworden. Den Weg zu diesen wies einmal mehr Beichtvater Knoblauch. Er förderte um 1900 nicht nur die Hostienbäckerei des Klosters, sondern auch die Paramenteherstellung. Paramente sind Textilien, die, zumeist kostbar ausgeführt, in der Liturgie bzw. im Kirchenraum Verwendung fin­den. Paramente aus Rorschach und seit 1905 aus Tübach genossen einen guten Ruf. Die flinken Klosterfrauen fertigten die Paramente nach eige­nen Entwürfen an oder nach Vorlagen, die vom kunstsinnigen Beichtvater Knoblauch, der ein begabter Zeichner war, herstammten.

Die Paramenteherstellung wurde 1982 eingestellt. Nach wie vor aber werden Hostien gebacken. Drei bis vier Schwestern sind damit beschäf­tigt. Über 200 Pfarreien in den Kantonen Appenzell, Graubünden, St.Gal­len, Schaffhausen, Thurgau und Zürich beziehen die Hostien aus Tübach. Nebst der Hostienbäckerei gibt es täglich weitere Arbeiten zu erledigen, sei es in der Küche, im Garten, in der Näherei und Wäscherei oder im Krankenzimmer.

Die Arbeiten im Tübacher Kloster wechseln mit den Gebets- und Ruhezeiten ab. Alle drei folgen einem geregelten Tagesablauf. In diesem unterscheiden sich Samstag, Sonntag, Montag und die übrigen Wochen­tage nur gering. Die Mitglieder der Schwesterngemeinschaft erleben in diesem für Aussenstehende kaum gewichtigen Rhythmuswechsel bewusst den Ablauf des Kirchenjahrs.

Zu sechs verschiedenen Zeiten, verteilt zwischen Tagwache und Nachtruhe, wird gemeinsam gebetet. Dieses Stunden- oder Chorgebet wird bezeichnet mit Laudes, Terz, Sext, Lesehore, Non, Vesper und Komplet. Laudes, Terz, Sext und Lesehore finden zwischen dem Aufstehen und dem Mittagessen statt, Non, Vesper und Komplet zwischen dem Mit­tagessen und der Nachtruhe. Das Stunden- oder Chorgebet nimmt in der Schwesterngemeinschaft einen wichtigen Platz im Tagesablauf ein. Nebst den gemeinsamen Stunden- oder Chorgebeten gibt es noch weitere Ge­betsanlässe. Zu nennen wären der täglich gebetete Rosenkranz und die Betrachtung. Die Betrachtung ist eine Übung des stillen Nachsinnens über Gott oder ein auf ihn Bezug nehmendes Glaubensbekenntnis, ein betendes Sich-Einlassen auf das Wort Gottes. Die Gestaltung der Betrach­tung und der Ort, wo diese stattfindet (Betchor, Zelle oder Klostergarten), ist jeder Schwester freigestellt .

Klöster sind Horte von Traditionen. Zu ihnen gehört in der Kapuzi­nerinnengemeinschaft St.Scholastika seit dem 18. Jahrhundert die „Ewige Anbetung“. Diese ist eine Tabernakelwache, die ursprünglich rund um die Uhr erfolgte. Stündlich lösten sich dabei die Schwestern ab. Ursprünglich hielten tagsüber zwei Schwestern diese Wache, nachts eine. Die „Ewige An­betung“ ist eine intime Form der Gottesverehrung und der Liebe zu den Mitmenschen, deren Anliegen gerade hier innigst dem Herrn empfohlen werden. Aus personellen Gründen wird die „Ewige Anbetung“ heute in reduzierter Form weitergeführt.

Zentral im Tagesgeschehen der Schwestern steht die Eucharistiefeier. Sie wird von den Klosterfrauen zusammen mit dem Beichtvater bzw. dem. Spiritual begangen. Als erste Beichtväter amteten noch Patres aus dem Galluskloster in St.Gallen. Sie waren von den Äbten mit anderen Auf­gaben, beispielsweise als Statthalter, nach Rorschach geschickt worden und versahen im Nebenamt die geistliche Betreuung der Klosterfrauen.

Während der Eucharistiefeier und den gemeinsamen Gebetszeiten be­finden sich die Tübacher Schwestern im Betchor, der rechtwinklig an den Chor der Klosterkirche anschliesst. Vom inneren Chor aus konnten sie durch grosse Rundbogenöffnungen in der linken Chorwand dem Gottes­dienst folgen.

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